Bei vielen chronischen Erkrankungen, die auf einem Mangel an Körpersubstanzen oder Körperenergie beruhen, reicht die Akupunktur allein meist nicht aus.
Ein Defizit von Qi, Blut, Yin oder Yang kann man durch die Einnahme entsprechender Kräutermischungen über einige Wochen bis Monate wieder auffüllen. Grundsätzlich kann man sagen, je länger eine Krankheit bereits besteht, desto länger wird auch die Behandlung dauern.
In der Chinesischen Arzneimitteltherapie verwendet man vorwiegend Pflanzenteile wie getrocknete Wurzeln, Rinden, Früchte, Samen, Blüten, Blätter oder Stängel, aber auch Mineralien und einige wenige tierische Produkte. Geschützte Arten aus dem Tier- und Pflanzenreich werden selbstverständlich nicht mehr eingesetzt.
In Deutschland sind etwa 500 verschiedene Heilpflanzendrogen erhältlich, welche meist als Tee oder als Pulver verordnet werden. Selten werden mineralische Produkte zugefügt. Tierische Produkte werden hier kaum eingesetzt, evtl. können Zikadenpanzer oder Austernmuscheln verwendet werden, jedoch ist dies selten und wird vorab mit dem Patienten abgesprochen.
Die hohe Kunst der Chinesischen Arzneimitteltherapie liegt im geschickten Kombinieren einzelner Substanzen miteinander. Da jeder Patient sein ureigenes Krankheitsmuster hat, helfen einzelne Mittel oder vorgefertigte Mischungen meist nicht optimal. Daher wird der gut ausgebildete und erfahrene Therapeut jedem Patienten eine individuell auf ihn zugeschnittene Rezeptur verordnen.
Die einzelnen Kräuter werden nach ihrer Energetik als kalt, kühl, neutral, warm oder heiß beschrieben. Dies bezieht sich auf die Wirkungen, die sie im Organismus entfalten.
Warme und heiße Kräuter wirken innerlich wärmend oder können in den Körper eingedrungene, pathogene Kälte vertreiben. Manche dieser Kräuter wirken im Körperinneren und können die geschwächte Funktion z.B. der Verdauungsorgane aktivieren.
Entsprechend kann man sie bei Patienten anwenden, die eine schwache Verdauung oder eine schwache Blase haben, oft frieren, immer kalte Füße haben und häufig zur Toilette rennen müssen oder Wasseransammlungen in den Beinen haben.
Andere dieser warmen Kräuter wirken an der Körperoberfläche und können durch Unterkühlung bzw. Erkältung eingedrungene Kälte über ihre schweißtreibende Wirkung wieder ausleiten.
Die kühlen und kalten Kräuter andererseits können Entzündungen zum Abklingen bringen oder Überfunktionen oder akute allergische Reaktionen beruhigen. Sowohl bei akuten als auch bei chronischen Entzündungen der verschiedenen Organsysteme oder der Haut kann man diese Arzneidrogen einsetzen. So sieht man in der Chinesischen Medizin beispielsweise Ekzeme mit starker Rötung der Haut als Hitze im Blut an, die man mit kühlen Kräutern, welche auf der Blut-Ebene wirken, behandeln kann. Besteht außerdem Juckreiz, ist zusätzlich zur Hitze auch noch der pathogene Faktor Wind im Spiel. In diesem Fall würde man die Blut-Hitze kühlenden Kräuter mit Wind zerstreuenden Kräutern kombinieren. Nach diesem Prinzip kombiniert man jeweils mehrere Kräuter miteinander, um die jeweils vorliegende Konstellation von pathogenen Faktoren zu behandeln.
Da die chinesischen Kräuter nicht nur nach ihrer Energetik, sondern auch nach ihrem Bezug zu den Leitbahnen, Organen und Körperebenen kategorisiert sind, kann man sie sehr gezielt einsetzen. Diese sehr genaue Beschreibung der Wirkung der Kräuter in der Chinesischen Medizin und die Jahrtausende lange ununterbrochene, dokumentierte klinische Erfahrung ist der entscheidende Vorteil der chinesischen Arzneimitteltherapie.
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